girlsatec

Was machen Unternehmen eigentlich, um ihre Mitarbeiterinnen zu halten? Wir haben uns dazu mit einem Unternehmensvertreter der Nordbahn gGmbH, die u.a. im Sondermaschinenbau tätig ist, unterhalten und dabei einige Facetten gestreift. Wer das gesamte Gespräch nachvollziehen möchte, liest hier weiter. Alle anderen finden unten einen Ausschnitt des Gesprächs:

IMG_1081.ed.webDie Chance geben, Kinder und Beruf unter einen Hut zu bekommen

girlsatec: Als wir im letzten Jahr bei Ihnen zu Besuch waren, stellte eine Teilnehmerin des Technik-Camps die Frage, wie viele junge Frauen Sie zum damaligen Zeitpunkt ausbildeten. Ihre Antwort war „keine“. Nicht, weil Sie nicht wollten, sondern weil es keine Bewerberinnen gab. Das Argument kenne wir auch aus Gesprächen mit anderen KMU-Vertreterinnen und -Vertretern. Inzwischen haben Sie zwei weibliche Auszubildende. Nadine, eine girlsatec-Botschafterin, gehört dazu. Sie ist Mutter einer fünfjährigen Tochter und 35 Jahre alt. Nicht jedes Unternehmen hätte einer Frau über 30 mit Kind diese Chance einer Ausbildung ermöglicht. Warum haben Sie sich für Nadine entschieden als Frau und sogar Mutter?

Herr Blümel: Für Nadine haben wir uns entschieden, weil sie mit Begeisterung dabei war und großes Interesse gezeigt hat. Sie hat vorher bei uns eine Hospitation sowie ein Praktikum gemacht und da hat sie einfach auf der ganzen Linie überzeugt. Sie hat auch wirklich glaubwürdig rübergebracht, dass es ihr großer Wille ist, Industriemechanikerin zu werden. Das hat uns gut gefallen. Dass junge Frauen Kinder bekommen und Kinder haben, ist für uns ganz normal (…).Wir haben junge Damen, aber auch junge Herren, die kleine Kinder zu Hause haben, aber das müssen wir als Unternehmen natürlich stemmen. Wir müssen natürlich auch sehen, dass wir auch der Gesellschaft gegenüber eine Verantwortung übernehmen. Kinder zu bekommen, ist das Natürlichste von der Welt. Wir haben noch nie ein Problem gehabt und werden auch nie ein Problem in Zukunft bekommen, für die Zeit eine adäquate Vertretung zu finden, in der die jungen Damen oder auch jungen Herren ausfallen. Das muss einfach möglich sein, das geht ja nicht anders. Man muss dann natürlich auch den Familien die Chance geben, Kinder und Beruf unter einen Hut zu bekommen.

Die Damen können es ganz genauso wie die Männer

girlsatec: Nun könnte man sagen, dass Sie etwas geschafft haben, was sich andere Unternehmen im gewerblich-technischen Bereich wünschen. Sie haben zwei weibliche Auszubildende für das laufende Ausbildungsjahr erfolgreich rekrutiert. D.h., Sie konnten mit der Nordbahn gGmbH als Arbeitgeber überzeugen. Was glauben Sie waren die ausschlaggebenden Argumente, mit denen Sie Nadine und auch ihre zweite weibliche Auszubildende überzeugen konnten?

Herr Blümel: Ich denke, dass wir hier ein gutes Betriebsklima haben. Dadurch, dass wir hier im gesamten Unternehmen viel mit Betreuung zu tun haben, viele Frauen und Männer beschäftigen, ist das Thema Frauen im Berufsleben ein völlig natürliches und wir gehen da unvoreingenommen ran. Ich denke sogar, dass wir auch grundsätzlich jungen Frauen grade eine Chance geben wollen für die Zukunft (…). Für uns stellte sich nie die Frage, sollten wir nicht doch lieber Männer als Auszubildende nehmen, weil die vielleicht besser in diese Schiene passen? Ich glaube es nicht. Ich glaube, das ist vom Menschen abhängig. Ob Frau oder Mann, Fakt ist, denke ich, dass die Damen es ganz genauso können wie die Männer. Wir haben hier schon durch girlsatec eine Praktikantin gehabt, die sich sehr für diese Technik interessiert hat, die hier mitgemacht hat, die hier zwei Wochen mitgearbeitet hat. Sie war 17 und hat die ganzen Leute hier in die Tasche gesteckt (…).